Montag, 24. April 2006

Ein Gespenst geht um im Radioland...

In Bayern soll der Zündfunk »umstrukturiert« werden....oder so, man weiß es nicht. Jedenfalls gibt es Pläne des BR, betreffend eine traditionsreiche und wichtige Institution in Sachen Popkultur im Radio.

Und damit ist tatsächlich »Popkultur im Radio« gemeint, im vollen Wortsinn. Inklusive Diskurs, und Passion statt Affirmation. Die volle Nutzung der nahen Verbindung von Kritik und Gegenstand, die in Sachen Popmusik nur im Radio möglich ist.

Andererseits erinnern die Pläne der BR ein wenig an die des ORF 1994/95, als es darum ging, Ö3 zum Hitradio umzubauen und inhaltsorientierte Jugend/Pop-Sendungen wie die Musicbox (click for background info) und Zickzack auf Blue Danube Radio zu übersiedeln. Daraus wurde im Lauf der Zeit das heutige Vollprogramm .

Was soll man davon halten? Die deutschen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten haben in ihrer Konzeptionsakribie bis jetzt kein mit FM4 vergleichbares Format zustande gebracht. Ich behaupte, dass das Fehlen einer journalistischen und medienplanerischen Korrektheit auf Seiten der Österreicher im Falle von FM4 besonders günstig wirkt, weil Spontaneität und Intuition in Sachen Jugendradio essenziell sind.
Vielleicht schaffen es ja die Bayern....

Trotzdem scheint die Forderung berechtigt, den Zündfunk vorerst zu belassen. Wie sich an der Geschichte von FM4 auch zeigt, kann ein Vollprogramm nie die inhaltliche Konzentration leisten wie eine Spezialsendung. Bei FM4 ist die Popkompetenz mittlerweile vor allem in die Zeit nach 22 h verschoben. Die Fläche bietet nettes, progressives Serviceradio. Freilich weit über dem inhaltlichen Niveau der Medien, bei denen Jugendkultur Crosspromotion bedeutet und Pop Werbung und Veranstaltungstermine.

Ich vergleiche also mal Äpfel mit Birnen und frage, was ist essenziell, Zündfunk oder FM4. Ich antworte klar:
Beides.

Ein Vollprogramm bringt ausufernde Zusatzangebote und Verdünnung mit sich. Der »Musicbox-Faktor«, das tiefer greifende Popverständnis, der reflektierte Standpunkt befindet sich in in stetem Widerstreit mit oberflächlicher (oder auch zB hier gut verklausulierter) PR-Verstärkung, die sich als »Liebe zur Musik« ausgibt.

Die Alternative-Kultur ist mittlerweile so gewachsen, dass sie ein Recht auf Vollprogramm hat. Aber alternative mainstream steht für Kommerz, und creative industries für Kohle machen. Das muss auch irgendwo gesagt werden, und es kann sich jeder überlegen, ob das Selbstkorrektiv reicht, oder ob dazu eine Extra-Sendung, womöglich in einem anderen Programm nötig ist.

Wer sich schlau machen will, klickt hier.
powlee - 24. Apr, 14:26

Nachtrag

Auch wenn die Jugend noch so vernetzt ist, die Limitierung einer Jugendwelle auf den digitalen Bereich - so plant man es nämlich in Bayern - ist komplett fragwürdig.
Einerseits verträgt sich dieser Plan schwer mit der angedeuteten Programmgestaltung, andererseits stellt sich die Frage, warum grade die Jugend, die sehr fleißig Radio nutzt, nicht über UKW bedient werden soll.

u-wort

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